Der Geburtstag von meinem kleinen Nikolaus ist nun schon wieder sieben Wochen her.
Sieben Wochen bist Du nun 4.
Mit all den Vorbereitungen für Weihnachten, dem Plätzchen backen, Weihnachtsbücher lesen und kuscheln hatte ich keine Zeit gefunden um Dir ein paar Zeilen für deinen Ehrentag zu schreiben.
Zumal Du dir ein tolles Datum für deine Geburt rausgesucht hast. Mit einem errechneten Termin am 8.12. hatte ich während der Schwangerschaft bereits gesagt, dass ich hoffe, dass Du nicht am Nikolaustag kommst.
Du aber hattest andere Pläne und als wir nachts ins Krankenhaus gefahren sind und die Hebamme mir Freude strahlend sagte, dass wir einen kleinen Nikolaus bekommen, war ich einfach nur froh. Froh, dass Du dich entschieden hast zu kommen. Froh, dass ich bald meinen kleinen Schatz im Arm haben werde und froh, dass Du das beste Nikolausgeschenk auf Erden sein wirst.
Zugegeben, seit deiner Geburt ist am 6.12. ganz schön was los und die Geschenkflut musste ich erstmal lernen zu lenken. Morgens kommt der Nikolaus und zum Kuchen gibt es Geburtstagsgeschenke – so passt das wunderbar für uns alle.
Hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich mir einen anderen Tag ausgesucht. Aber so wie es ist, ist es gut. Immerhin kann sich wirklich jeder deinen Geburtstag merken und Du wirst wohl nie den Fall haben, dass dieser von deinen Freunden vergessen wird (was bei mir schon eher mal vorkommt).
Es ist ganz schön verrückt wie Du dich entwickelt und veränderst hast seit diesen kalten Dezembertag vor vier Jahren.
Nachdem dein großer Bruder ein Schreibaby war, habe ich mit allem gerechnet. Aber nicht mit Dir.
Denn Du warst ganz anders. Ganz entspannt. In den ersten Wochen haben wir dich fast gar nicht gesehen. Du bist nur zum Stillen alle drei oder vier Stunden aufgewacht und hast sonst friedlich in deinem Bett geschlummert. Du hast so gut wie nie geweint. Warst einfach ein friedliches Baby.
So hatte ich viel Zeit um mit deinem Bruder zu spielen und zu lesen. Vielleicht liegt es daran, dass es keine Eifersucht auf Dich gab und ihr auch jetzt die besten Kumpels seit (die sich allerdings auch ganz gut ärgern können).
Eng bei Mama im Tragetuch hast Du das erste Jahr mit uns verbracht und uns dabei immer wieder ins Staunen versetzt. Überall warst Du mit dabei, überall warst Du zufrieden.
Ich konnte Dich abends wach ins Bett lege und Du bist einfach so allein eingeschlafen. Für mich war das alles kaum zu glauben.
Da wusste ich, was meine Freunde meinten, als sie davon sprachen wieviel Zeit sie hätten seit das Baby da sei und wie entspannt alles sei.
Ich habe damals geglaubt, ich sei nicht normal. Schließlich habe ich die ersten Monate mit bigBro nichts anderes gemacht, als zu Tragen und Schuckeln und irgendwie versuchen das Gebrüll in Schacht zu halten. Entspannt? Viel Zeit? Ich war am Ende – jeden einzelnen Tag.
Dann kamst Du und von da ab wusste ich, was sie damals meinten. Wärst Du mein erstes Kind gewesen, hätte ich mich regelrecht gelangweilt.
Deine ruhige und gelassene Art fand jedoch mit deinem ersten Geburtstag ein jähes Ende.
Man sagt ja, dass ruhige Babys später Raubauken werden und umgekehrt. Nun, bei Dir trifft das wohl zu.
Plötzlich hatte ich einen Wirbelwind. Deine Trotzanfälle sprengen noch heute meine Nerven und bringen mich an meine Grenzen.
Wer Klettern zu seinen liebsten Hobbys zählt und sich mit 13 Monaten den Arm bricht, dem stehen noch etliche wunde Knie und aufgeschürfte Hände bevor. ich bin immer für dich da. Zum Trösten, Pusten und zum Schmerzen wegsingen.

Wenn Du mal wieder einen Trotzanfall hast, andere haust oder ärgerst, dann bekomme ich „Typisch Sandwichkind“ oft zu hören. Denn, bald nach deinem ersten Geburtstag, hat sich auch schon ein weiterer Bruder auf den Weg gemacht.
Warst Du fast zwei Jahre lang nur der kleine Bruder, musstest Du kurz vor deinem Geburtstag die Stellung als Nesthäkchen an deinen kleinen Bruder abgeben.
Auf einmal warst Du nicht nur kleiner Bruder. Du warst nun auch ein großer Bruder – was für ein Aufstieg.
Du hast es mir nicht leicht gemacht, wolltest die neue Situation nicht so leicht annehmen.
Es hat mir fast das Herz gebrochen, dass ich Dich beim ersten Besuch als großer Bruder im Krankenhaus nicht mal ansehen, geschweige denn anfassen durfte.
Ich hatte mich so auf Dich gefreut. Was so stolz auf meinen großen-kleinen Sohn.
Es hat gedauert. Wir haben viel Zeit gebraucht um wieder zueinander zu finden. Du hast Zeit gebraucht deinen kleinen Bruder lieben zu lernen.
Im ersten Jahr konnte ich euch beide nicht ohne Aufsicht lassen. Einmal nicht hingeschaut und schon musste tinyBro deine Attacken über sich ergehen lassen.
Er nahm das alles locker und hat selten geweint. Das erste Jahr mit zwei großen Brüdern hat ihn ganz schön abgehärtet.
Mit viel Liebe und Geduld haben wir die Zeit gemeinsam überstanden und heute liebst Du deinen kleinen Bruder über alles und mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie ihr zusammen spielt.
Natürlich ärgerst Du ihn auch heute noch gerne – alles andere wäre aber auch seltsam. Geschwister ärgern sich halt. Sie streiten sich. Sie vertragen sich.
Das gehört dazu und bringt euch soviel über das Leben bei. Über das Teilen, das Vertragen und Verzeihen.
Eure Konstellation – drei Jungs innerhalb gerade mal 3,5 Jahren – ist aber auch ein Pulverfass. Das ist an manchen Tagen mehr, als ich ertragen kann.
Aber an den meisten so schön, dass man Herz schier platz vor Liebe.
Du hast es bei all dem nicht leicht.
Ja, Du bist ein Sandwichkind. Mitten drin. Nicht groß und nicht klein. Nicht der Chef und nicht das Nesthäkchen.
Dein großer Bruder versucht über Dich zu bestimmen, schreibt Dir alles vor und spielt den Oberbruder.
Es fällt Dir schwer eigene Freunde zu finden, spielst Du doch auch im Kindergarten immer mit bigBro und seinen Freunden.
Unabhängig zu werden ist wohl die Herausforderung in diesem Jahr für Dich. Denn dein großer Bruder kommt in die Schule und Du wirst dann in deiner Kindergartengruppe neue Freunde finden müssen. Ich bin froh, dass Du dich dann ein wenig abnabeln kannst. Denn ihr zwei seit schon ein eingeschworenes Team.
Nicht umsonst werdet ihr öfter für Zwillinge gehalten. Ihr seid euch in eurem Aussehen, Interessen und Wesensart so ähnlich. Ich sehe es als große Chance für Dich um Dich neu zu finden und mehr deine eigenen Wege zu gehen, anstatt am Rockzipfel deines Bruders zu hängen.
Sandwichkind.
Das Wort hat irgendwie immer einen negativen Touch. Verbinden die meisten ein schwieriges Kind damit. Eins, das Probleme macht, nicht weiß, wo es hingehört.
Natürlich hast Du es nicht leicht. Aber ich denke, deine Art macht nicht deine Geburtsreihenfolge aus, sondern Du.
Trotz deines kleinen Bruders bist Du immer mein Baby. Mein kleiner Schatz.
Ich finde Sandwichs toll!
Denn was wäre ein Sandwich ohne den Belag? Ohne den Käse, den Salat, den Schinken? Nur zwei Brothälften!
Der Belag innen drin, die leckere Mitte, das macht ein Sandwich aus! Das macht aus einem simplen Brot einen schmackhaften Snack.
Ihr drei, ihr seid genauso super, so wie ihr seid!
Jeder auf seine Art.
Du bist mein aller liebster Sandwichbelag! Mein toller großer-kleiner Sohn. Mein kleines-großes Baby.
Du wirst deinen Weg finden. Deine Position in der Familie. Du wirst eigene Wege gehen. Lernst die Welt besser verstehen und wirst dich hoffentlich von Tag zu Tag wohler fühlen in ihr.
Ich bin immer hier. Ganz nah bei Dir. Immer da wenn Du mich brauchst.
Du brauchst so viel Liebe, so viel Rückhalt, soviel Wissen, dass alles gut ist, wie es ist. Dass wir Dich lieben auch wenn Du Blödsinn machst, auch wenn Du sauer auf mich bist.
Ich bin so wahnsinnig gespannt, was das neue Lebensjahr für Dich bereit hält. Dich bei all dem begleiten zu dürfen macht mich glücklich.
Deine morgendlichen Umarmungen machen meinen Tag erst komplett.
Bleib Du selbst. Werde größer und wachse – aber bleib immer mein toller Sandwichkäse. Du bist super!
