Neulich wartete ich mit meinen zwei Kleinen in der Musikschule.
Der Große klimperte auf dem Klavier rum und während meine Jungs die Spielecke stürmten, surfte ich ein wenig mit meinem Handy durch Instagram und Facebook. Die freie Zeit sollte genutzt werden um ein bisschen sozial Media zu betreiben.
Neben mir saßen drei Mamas, die ebenfalls auf ihre Kinder warteten.
Ich wollte ihrem Gespräch wirklich nicht lauschen, aber das ist ganz schön schwierig, wenn man direkt daneben sitzt und lautstark diskutiert wird.
Also drang der ein oder andere Gesprächfetzen (seien wir ehrlich – das ganze Gespräch) in mein Ohr.
Es ging um wiederum andere Mamas die sich in ihrer Kindererziehung unmöglich verhalten.
Ein Kind sei hingefallen und die Mutter gab zum Trost (jetzt kommts) Gummibärchen! Die Empörung der zuhörenden Mama war deutlich zu spüren…
„Das darf man doch nicht!!!“
„Unmöglich!“
„Sowas macht man nicht!“
Es ging dann noch um einige andere Fauxpas diverser Eltern. Es war recht amüsant zuzuhören, was man alles nicht darf und was sich nicht gehört.
Ich fragte mich, wer denn bestimmt, was sich gehört, was gute Erziehung ist, was richtig und falsch zu sein hat?
Wie auch die sich unterhaltenden Mamas würde auch ich meinen Kindern keine Süßigkeiten oder sonstige Ablenkungen geben, wenn sie sich weh getan haben. Trösten, kuscheln und bei ihnen sein ist meine Methode der Wahl. Süßigkeiten als Trostpflaster halte ich schon immer für falsch.
Aber wenn jemand das anders handhabt würde ich mich nie anmaßen, das zu kritisieren. Jeder muss doch seine Erziehungsmethode selbst festlegen dürfen und es so machen wie es für sie und das Kind am besten passt. Wenn das für die besagte Mama nun mal der einfachste Weg ist, dann ist das so.
Zudem weiß man auch nie was schon alles gewesen ist an diesem Tag. Vielleicht macht die Mama das auch nur, weil sie selbst total kaputt und erschöpft ist und keine Nerven mehr hat das Kind ewig zu trösten?
Man steckt doch nie drin und sieht nur die augenblickliche Situation.
Falsch oder richtig in der Erziehung muss am Ende jeder für sich entscheiden. Natürlich spreche ich hier nicht von offensichtlichen Verboten wie körperlicher oder seelischer Gewalt. Da hört die Selbstbestimmung in der Erziehung auf.
Aber bei sonstigen Themen wie Süßigkeiten, Medienkonsum, Hausarrest, Strafen und Belohnung muss jeder seinen Weg finden.
Es ist klar, dass es Erziehungsstile gibt, die nachweislich besser für das Verhältnis von Eltern und Kind sind, die das Leben respektvoller und harmonischer gestalten. Aber wenn dies und jenes für die eigene Familie nicht passt, muss man eigene Wege finden.
Wer darf bestimmen was richtig ist? Machen die urteilenden Mamas alles richtig? Mit Sicherheit werden einige ihrer Erziehungsmaßnahmen mir auch nicht gefallen, denn nicht alles passt für alle.
Darüber zu Urteilen ist nicht mein Recht.
Ich schaue da lieber in mein eigenes Leben. Denn mir gefällt auch nicht immer, wie ich auf Situationen reagiere, besonders nicht abends nach einem harten Tag mit den drein. Da würde ich auch manchmal gern neben mir stehen und mit erhobenen Zeigefinger sagen, was ich alles falsch mache. Ich muss täglich an mir arbeiten um irgendwann dahin zu kommen, wo ich als Mama gerne sein würde.
Das alles wird mit steigender Kinderzahl nicht einfacher. Besonders jetzt in der Schwangerschaft bin ich nicht besonders energiegeladen, leicht reizbar und eigentlich den ganzen Tag müde.
Da hilft es auch nicht, dass sich zwei Kinder in der Zahnlückenpupertät und eins in der Trotzphase befinden. Aber wir müssen uns alles jeden Tag den Herausforderungen als Familie stellen.
Richtig mache ich dabei nicht alles, wahrscheinlich nicht mal die Hälfte. Daraus zu lernen und zu wachsen ist meine Aufgabe als Mama.
Erziehung ist eine schwierige Aufgabe und ob man es „gut“ gemacht hat, wird sich erst Jahre später zeigen. Jeder gibt dabei sein bestes und keiner sollte den anderen für seinen Stil verurteilen.
Wir sitzen doch alle im gleichen Boot. Wir möchten nur das beste für unsere Kinder, möchten sie zu liebevollen, respektvollen, starken Menschen erziehen oder besser gesagt, zu begleiten.
Denn Erziehung ist Begleitung. Dabei sein, da sein, den Weg zeigen (auch wenn dieser nicht immer eingeschlagen wird) und versuchen ein gutes Vorbild zu sein (wohl die schwierigste Aufgabe überhaupt).
Und dabei die ganze Zeit hoffen, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist und man irgendwann sagen kann, ich glaube, ich war gar nicht so eine schlechte Mutter, wie ich an manchen Tagen dachte.
Und vor allem, dass sich die Jungs irgendwann an eine schöne Kindheit zurückerinnern. Das wäre mir schon Bestätigung genug.
Dann ist es mir auch egal ob andere meine Erziehung gutheißen oder missbilligen. Hauptsache meine Jungs sind glücklich – dann bin ich es auch.