me and my 3 boys {die Sache mit der guten Erziehung oder wenn es aus der Sackgasse keinen Ausweg mehr gibt}

Viele Ansichten, die ich vor der Geburt des ersten Kindes hatte, haben sich vollständig gedreht oder sich ganz in Luft aufgelöst.
Ob ein Kind sich benimmt oder nicht, ob es „gut Erzogen“ ist, ob es isst und schläft – alles eine Frage der Erziehung.

Drei Kinder später weiß ich, dass dem nicht so ist. Nur ein kleiner Teil ist Erziehung, vieles ist einfach angeboren. Vieles ist halt das Wesen des Kindes.
Dennoch wollte ich mich darauf nicht ausruhen, mich nicht zurücklehnen und denken, dass ich (bzw wir, doch sehe ich mich da schon hauptverantwortlich da ich die Kinder zu 90% betreue) eh nichts für das Verhalten der Jungs kann, weil es in ihnen drin steckt.

Nach fast 5 Jahren Kindererziehung und der Tatsache, dass da irgendwas schief gelaufen ist, befasste ich mich näher mit dem Thema.
Ich weiß gar nicht, was der ausschlaggebende Punkt war. Vielleicht, dass bigBro neben Logopädie (wofür wir wirklich nichts können, da er eine angeborene Sprachentwicklungsstörung hat und wir seit er ein Baby ist täglich viel vorlesen und singen) nun auch Ergotherapie bekommen soll. Dies war zumindestens der Rat der Erzieher im Kindergarten und der Logopädin. Derzeit beifnden wir uns noch in Beratung mit dem Kinderarzt, der diverse Test durchführt um dies zu prüfen.
Vielleicht war es aber auch die Tatsache, dass unser Zusammenleben zunehmend anstrengender wurde und wir die Zeit zusammen gar nicht mehr richtig genießen konnten, weil sie hauptsächlich mit Konflikten gefüllt war.

Die 5 Jahre als Mama habe ich mit der Zuversicht gelebt, dass Erziehung einfach so klappt. Einfach nach dem Bauch und so, wie ich denke, dass aus meinen drei Liebingen liebe und nette Menschen werden.
Aber wie das manchmal so ist im Leben, lebt man im täglichen Trott und verpasst den Zeitpunkt wo man merkt, dass man nur mit dem Bauch und nur mit auf sich und die Familie vertrauen, nicht weiterkommt.

Auf Rat meines Kinderarztes kaufte ich mir das Buch „Topfit für die Schule“ von Rupert Dernick zum Thema Familienergo.
Innerhalb von zwei Tagen hatte ich es durchgeackert und ebenso schnell ein „Das kann ich schon“ Board für bigBro in die Küche gehangen.


Beim Lesen dieses Buches kam es zu unzähligen Aha-Erlebnissen und ich habe direkt am ersten Tag die ersten Tipps umgesetzt.
Seitdem sind ein paar Wochen vergangen, aber gefühlt bin ich 2 Jahre weiter.
BigBro und littleBro haben sich rasant entwickelt. Unser Zusammenleben ist zwar nicht zu einem harmonischen Bullerbü geworden, aber es klappt alles allgemein viel besser, es wird weniger geschimpft (von mir) und weniger gemeckert (von den Jungs).
Das Konzept der Familienergo passt zu uns und die beiden (der Kleine ist ja noch zu klein, wobei er auch schon seine Aufgaben bekommen hat) sind sichtbar selbstbewusster und kompetenter geworden.
Es geht im kurzen darum, die Alltagskompetenz der Kinder zu stärken. Ihnen nicht mehr alles abnehmen, sondern selber machen lassen.

Vor dem Lesen der Lektüre dachte ich immer, meine Kinder wären bereits gut selbständig und würden schon viel selbst machen und helfen.
Danach merkte ich aber, dass ich mich dezent geirrt habe.
Eigentlich fing ich erst nur an bigBro zu stärken und mehr zu integrieren, aber schnell merkten wir, dass auch littleBro mithelfen und selbständiger sein möchte. Innerhalb von kurzer Zeit kann sich littleBro (3 Jahre) nun komplett allein aus- und anziehen (nur der Hosenknopf klappt noch nicht). Vorher ging es zwar auch schon gut, aber Socken und Knöpfe waren noch schwer.
Beide können (wenn sie wollen) sich morgens allein fertig, sich Frühstück machen und die Spülmaschine ausräumen. Sie hlefen nun aktiv und täglich im Haushalt mit. Spülen, Abtrocknen, Tisch decken, Brote schmieren, Wäsche sortieren. Alles klappt. Das macht ihnen nicht nur Spaß, es verschafft uns auch mehr Zeit zum Spielen, da ich nun nicht mehr alles allein machen muss.


Sogar zum Bäcker (500 m entfernt) ist bigBro schon ganz allein gegangen. Er hat zwar nicht das gekauft, was ich wollte – aber hey: allein 5 Brötchen gekauft – darauf kann man als 4-Jähriger mächtig stolz sein!
Für mich waren das aber 10 Minuten schrecklichster Horrorschocker. Ich habe mir in dieser Zeit sonstwas ausgemalt und stand kurz vor dem Nervenkollaps. Ein paar Tränen sind auch geflossen. Den ja, ich hatte tierisch Angst, auch wenn ich ihm vertraue.
Mir sind eine Millionen Steine vom Herzen gefallen, als ich ihn endlich den Weg nach Hause entlanggetapst gesehen habe.
Aber sein breites, stolzes Grinsen hat meinen Nervenkrieg nichtig gemacht.

In den ersten beiden Wochen nach Umsetzen der Familienergo hat sich demnach einiges getan. Die Mutivationskurve schoss bei bigBro auch regelrecht gen Himmel. Leider – wie das so ist bei Kurven – suchte sie aber auch wieder den Weg nach unten. Jetzt kostet es schon mehr Anstrengung ihn zu Hausarbeit zu ermutigen. Aber was muss, das muss. Es ist zwar nicht einfach, aber wir ziehen das jetzt weiter durch. Mithelfen und Selbermachen soll einfach zum täglichen Leben gehören wie Essen und Schlafen. Wir profitieren schließlich alle davon und wenn die Jungs in 20 Jahren ausziehen, werden sie es zu schätzen wissen, dass sie kochen und waschen können (und die Damenwelt auch – ich habe da als Mutter von 3 Jungs schließlich eine Verpflichtung).

Im Buch werden weitere Bücher zum Thema Kindererziehung empfohlen und ich besorgte mir daraufhin das Buch „Das Geheimnis glücklicher Kinder“ von Steve Biddulph. Gleich auf den ersten Seiten erkannt ich uns wieder. Auch diese Buch verschlung ich in Rekordzeit und setzte gleich alles um, was für uns und unser Leben passt.
Ich gebe zu, in der ersten Zeit lief ich auf dem Zahnfleisch. Sich so intensiv mit Erziehung zu beschäftigen und diese umzusetzten erfordert viel Zeit, Geduld und Nerven.
Ich habe meine sonstigen Aufgaben neben dem Haushalt auf ein Minimum reduziert. Habe mich kaum noch im Netz aufgehalten, nur wenige Mails beantwortet und wie ihr seht, meinen Blog komplett aufs Wartegleis gestellt. Mein Basteltisch liegt unter einer dicken Staubschicht.
Aber meine ganze Zeit und Energie ging in die Umsetzungs der Erziehungsstrategie. Diese erste Zeit war hart, auch für die Jungs. BigBro wacht Nachts wieder 1 bis 2 mal auf. Natürlich ist es für die Jungs auch nicht einfach wenn Mama und Papa nicht mehr so reagieren wie gewohnt, wenn man plötzlich mehr Verantwortung bekommt, mehr eingebunden wird.

Ich mag nicht behaupten, dass wir schon angekommen sind, wo wir sein möchten und auch nicht, dass es nun entspannt ist und ich wieder all meinen Aufgaben nachgehen kann. Aber es bessert sich.
Die Jungs wissen, wie es jetzt läuft (was ja nicht weißt, dass man die Grenzen nicht täglich austesten kann…), vieles klappt schon von allein. Die Trotzanfälle sind weniger geworden oder zumindestens zeitlich begrenzt.
Ich habe wieder mehr Energie für meinen Blog, Fotografieren, Basteln und Kochen – wäre da nicht ein zweifacher Mageninfekt von tinyBro letzte und diese Woche dazwischen gekommen.
Ich habe die kleine Hoffung, dass wir das alles hinbekommen. Dass unser Zusammenleben harmonischer wird. Dass wir mehr Zeit zum Spielen und Toben haben. Dass meine Jungs mehr Selbstvertrauen bekommen. Dass bigBro bis zum Schulstart alle Defizite aufgeholt hat.
Und dass wir – ich mag es kaum zu Hoffen wagen – pünktlich in der Schule sein werden.

Drei Wochen nach Start unserer neuen Erziehung kann ich mit Recht behaupten, dass sich all die Anstrangung gelohnt hat und dass das konsequente Durchsetzen unserer Regeln das Leben für alle leichter macht. Es wird noch ein weiter Weg bis alle glücklich und zufrieden sind (diesen Punkt wird man wohl nie im ganzen Leben erreichen), aber auch wenn mein Leben neben den Kindern, mein Job und Freunde derzeit etwas darunter leiden, so lohnt sich doch alles. Für meine Kinder. Damit sie eine glückliche Kindheit haben. Damit sie später glückliche, selbstbewusste und freundliche Erwachsene werden, die gute Freunde haben und mit sich und ihrem Leben im Reinen sind.
Ich werde berichten, wie es weitergeht und ob ich in drei Monaten immer noch so motiviert bin…

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