Es gibt ja für ziemlich alles einen Feiertag oder gar eine ganze Woche.
Tag der Postkarte, Tag des Küssens, Tag der Feiertage die kein Mensch braucht.
Gleich nach der Internationalen Stillwoche, die letzte Woche stattgefunden hat, ist diese Woche International Babywearing Week (IBW 2015).
Somit für mich der perfekte Zeitpunkt um endlich meinen Beitrag über die Liebe zum Baby- und Kleinkindtragen zu schreiben.
Das Thema brennt mir schon länger unter den Nägeln aber wie ihr ja wisst, ist immer irgendwas anderes zu tun.
Zum Babytragen kam ich durch mein erstes Kind. In der Schwangerschaft hatten wir uns natürlich einen Kinderwagen angeschafft und uns noch gar keine Gedanken ums Tragen gemacht.
Dann kam mein Sohn auf die Welt und hat uns gezeigt, dass es durchaus Kinder gibt, die weder den Kinderwagen noch Autofahren mögen und am liebsten den ganzen Tag getragen werden möchten.
Ziemlich schnell war die erste Trage gekauft aber ich merkte bald, dass ein Tragetuch zwar ein bisschen länger zum Binden braucht, dafür aber um Welten bequemer, flexibler und sehr viel kuscheliger ist. Was im tiefsten Winter wunderbar schön ist, aber im Hochsommer…nunja…recht schweißtreibend.
Daher darf die Trage auch bleiben denn bei Temperaturen um die 40°C ist eine Trage einfach luftiger als ein Tuch.
Mit so einem Tragebaby hat man mich das erste Jahr quasi ausschließlich mit Tragetuch gesehn und den Kinderwagen stets als Transportmittel. Schließlich lässt sich daran super die Wickeltasche befestigen und Einkäufe bekommt man auch einige unter.
Es ging sogar so weit, dass ich im Park einmal nicht erkannt wurde, weil mein Baby im Kinderwagen lag. Ohne ein Baby vor dem Bauch geschnallt konnte das doch nicht ich sein.
So wurde aus der Not heraus eine große Liebe. Die Liebe meine Jungs zu tragen. Ganz nah bei mir. Fest eingekuschelt.
Sohn Nummer eins habe ich bis zur Geburt von Sohn Nummer 2 getragen und Sohn Nummer 2 bis zur Geburt von Nummer 3.
Am Ende ging es nur noch auf dem Rücken. Zum einen waren die Jungs irgendwann einfach sehr schwer, zum anderen wurde mein Bauch irgendwann so groß, dass da keiner mehr Platz gefunden hätte.
Sohn Nummer 3 trage ich nun seit 10 Monaten und es wird hoffentlich noch lange kein Ende der Tragezeit sein.
Von Kind zu Kind habe ich mich auch immer mehr gewagt bezüglich der Tragen und der Bindeweisen. Ich konnte mir nie auch nur im Entferntesten vorstellenn, wie man ein Kind im Tuch auf den Rücken bindet. Das habe ich mich beim ersten Baby auch noch nicht getraut. Da hatte ich für die Rückentrageweise immer die feste Trage gewählt.
Nun beim dritten Tragekuschelmonster bin ich fast Tuchprofi und binde vorne wie hinten in Windeseile und alles ist Bombenfest. Nun, außer an den Tagen wo der Kleine einfach zu wild ist. Da komm auch ich als geübte Tragemama ins Schwitzen.
Nur das Tandemtragen, da habe ich mich noch nicht ran getraut. Ich habe es aber fest vor.
Wenn ihr noch kein Tragetuch ausprobiert habt weil euch das zu kompliziert ist, dann probiert es einfach und vertraut mir. Das ist alles Übungssache. Ich musste auch erstmal unzählige Male zu Hause Probebinden und Testen bevor ich mich das erste mal zu einem Spaziergang getraut habe. Geholfen haben mir die Tutorials von Wrap you in Love.
Es lohnt sich auch die Investition in eine Trageberatung. Da werdet ihr im Internet fündig.
Auf jeden Fall nicht aufgeben und dranbleiben.
Wie oft höre ich, dass das Kind Tragen nicht mag und daher in den Kinderwagen kommt, auch wenn es dort nur weint. Das tut mir immer schrecklich leid, denn meistens liegt es an der falschen Bindeweise, dem falschen Tuch, der falschen Trage.
Denn wenn man es erstmal richtig kann, das Binden, dann ist Tragen eine solche Bereicherung für Mama (und Papa), Baby und die Geschwister.
Tragen gibt die Nähe, die die Kleinen so dringend brauchen und nicht genug von haben können. Tragen gibt Liebe und Geborgenheit. Sie gibt einem das ich-bin-da und das du-und-ich-wir-gehören-zusammen-Gefühl. Neben dem Stillen ist Tragen für mich das schönste der Welt. Es gibt dem Baby und einem selbst so viel. Habe ich einen schlechten Tag, geht es mir nach einer Runde Kuscheln im Tuch gleich besser. Hat mein Kleiner Zahnschmerzen wirkt Tragen und Kuscheln wie ein Wunder.
Ich finde der Leitspruch „embrace your world“ bringt es einfach auf den Punkt und man braucht gar nicht vielmehr dazu zu sagen.
Und es ist einfach praktisch. Bei unseren täglichen Spaziergängen, Ausflügen und Spielplatzbesuchen ist es das einfachste den Kleinen auf dem Rücken zu haben und die Großen auf ihren Rädern oder den Mittleren für längere Strecken im Buggy. So hat man genug Hände frei um mit allen zu spielen und kommt im Laufschritt auch fast den Jungs hinterher. Aber nur fast.
Im Nachhinein hätte ich mir gar keinen Kinderwagen angeschafft sondern nur Tücher, einen Fahrradanhänger und einen Bollerwagen. Aber Hinterher ist man ja (fast) immer schlauer.
Natürlich fällt man mit dem Tragen, besonders auf dem Rücken, auch auf.
Jede Tragemama hat mit Sicherheit eine lange Liste mit all den Sprüchen die man so zu Ohren bekommt.
Ich wurde schon von Wildfremden angesprochen,dass das Kind a) keine Luft bekommt b) rausfällt c) zu eingequetscht ist.
Was ich denn meinem Kind da antue und es soll doch in einen Kinderwagen. Auch die Erzieher in unserm KiGa haben schon durchaus arge Worte gefunden wie leid ihnen mein Kleiner tut. Nur zu der Mama, die ihr schreiendes Baby nicht aus dem Kinderwagen holt, sagen sie nichts. Mein Kind war glücklich glucksend im Tuch und hat sich über die Aussicht gefreut. Da fragt man sich welches Kind nun schlechter dran war…
Aber man bekommt auch positive Rückmeldung wie kuschelig und schön das für die Kleinen ist.
Und wichtig ist doch eins. Dass das Tragen etwas Schönes für meinen Schatz und mich ist.
Das haben auch meine beiden Großen erkannt. Mein 2 Jähriger sagt schon immer, dass der kleine Bruder auf den Rücken kommt wenn er weint und beide tragen auch mal ihre Kuscheltiere und Puppen in ihren Tüchern (was einfach große Schals von mir sind) durch die Gegend.
Und wenn nochmal jemand fragt…ja ich habe viele Tücher. Und warum? Weil man auch nicht nur eine Jacke und ein paar Schuhe hat. Ich trage täglich und brauche für Sommer und Winter unterschiedliche Tücher und wechsel auch gerne Farben und Muster je nach meinem Gemüt. Sonst würde ich ja auch jeden Tag den gleichen Pullover tragen.
Und was der schönste Augenblick beim Tragen ist? Wenn dem Tragling seine Augen zufallen und er seelenruhig einschläft.
Was ist euer schönster Tragemoment?
Wow, was für ein toller Artikel über so ein wichtiges Thema! Und die Fotos sind wunderschön! Vielen Dank dafür!
Und ja: das ist der schönste Moment, wenn der „Tragling“ im Tuch oder in der Trage einschläft… :)
Ja, ja und ja! Danke für den tollen Beitrag, Steffi! Da werd ich gleich ganz wehmütig, unsere Tragezeit ist nun schon ein Weilchen her.