Ich werde bestreikt! Stillstreik.
Nachdem mein zweiter Sohn den Stillstreik übersprungen hat und wir eine wundervolle 12 monatige Stillzeit hatten, hatte ich gehofft, dass auch Nummer 3 nicht in den Streik tritt.
Leider musste ich vor einer Woche feststellen, dass sich meine Hoffnung im Wind aufgelöst hat.
Vor meinem ersten Sohn hatte ich noch nie vom Stillstreik gehört. Als ich vier Monate nach der Geburt Bekanntschaft damit machen musste, war ich demnach ziemlich überrascht und auch ratlos. Das hungrige Baby schrie also die Brust an. Hatte Hunger wie nach 40 Tagen in der Wüste, wollte aber einfach nicht trinken. Meine Stillberaterin erklärte mir es so, dass den Babys mit ein paar Monaten bewusst wird, dass die Brust nicht ihnen gehört, sondern Mama. Und damit haben einige wohl Probleme. Kind, denke ich mir, die Brust gehört doch nur Dir! Die gesammte Stillzeit über steht sie immer zu deiner Verfügung und hält immer warme Milch bereit. Alles deins – versprochen. Aber die Brust wird weiterhin verweigert. Das ganze dauert etwa zwei Wochen.
Diese Zeit heißt es durchzuhalten. Aber das ist wirklich hart. Mit meinem ersten Sohn habe ich mich in den 14 Tagen kaum noch vor die Tür getraut – zumindestens nicht länger als 2 Stunden, bis die nächste Sillmahlzeit anstand.
Ich erinner mich noch zu gut an eine Szene im Starbucks Café. Ich genoss mein erstes Baby und ließ es mir als „Latte Macchiato Mama“ gut gehen. Als Erstlingsmama hat man dafür ab und an noch Zeit. Beim zweiten Kind kann man nur sehnsüchtig an die Zeit zurück denken, wo man Mittags im Café saß und sich einen koffeinfreien Latte und einen großen Muffin (schließlich frisst das Stillen alles Kalorien auf) schmecken lies. Mit nun drei Kindern fragt man sich, warum man so gestresst war. Mit nur einem Kind. Im Nachhinein hatte ich aber mit meinem erstes Kind wirklich die schwierigste Zeit. Man wächst halt mit seinen Aufgaben.
Beim dritten Kind sind einem Cafébesuche ebenso fremd wie in Ruhe Mittagessen oder zum Friseur gehen.
Da saß ich also im Starbucks und wollte mein Kind stillen. So weit, so gut. Stillcover übergeworfen, Still BH geöffnet und angedockt. Mein Sohnemann hatte aber andere Pläne und schrie sich die nächsten 30 Minuten die Kehle aus dem Leib. Er hatte furchbaren Hunger. Aber trinken? An der Brust, die nicht ihm gehört? Ne, nein Danke. Es wurde ein schweißtreibender Kampf. Nach ein paar Minuten spürte ich schon die ersten bösen Blicke. Was tut die Frau dem Kind an? Wieso bekommt es nichts „richtiges“ zu essen. Die Muttermilch will er doch offenbar nicht, und satt machen tut die auch nicht. Mittlerweile schwitzte ich aus jeder Pore. Es war furchtbar. Für mich, für meinen Sohn, für die anderen Gäste des Cafés. Irgendwann hat er sich doch entschlossen ein bisschen was zu trinken. Danach habe ich meinen, nun kalten, Latte runtergekippt, das Kind ins Tragetuch verfrachtet und so schnell wie möglich das Weite gesucht. Das war mein letzter Besuch einer öffentlichen Einrichtung während des Stillstreiks.
Zu Hause war es nicht weniger anstrengend, aber wenigstens strafte einen keiner mit seinen Blicken und getuschelten Ratschlägen.
Aber das Durchhalten hat sich gelohnt. Eines Tages war der Streik zu Ende und wir hatten danach eine wunderbar harmonische Stillbeziehung.
Beim ersten Kind war ich, wie gesagt, ziemlich überrascht und wusste auch erst nicht, was los ist. Beim zweiten Kind hatte ich mich psysisch schon drauf eingestellt nach etwa 4 Monaten den Streik überstehen zu müssen. Aber wie littleBro so war, war er das komplette Gegenteil seines Bruders. Viel geschlafen, keinen Milchstau, keinen Streik.
TinyBro ist eine Mischung aus seinen Brüdern. Sowohl beim Aussehen, als auch beim Verhalten. Er schläft gut, ist ein fröhliches Kerlchen und war, wie seine Brüder, ein Naturtalent im Stillen. Nur leider ist er nun auch im Streik.
Durch die Erfahrung mit meinem ersten Sohn bin ich allerdings viel gelassener. Ich weiß, warum er die Brust anschreit und dass es bald überstanden ist. Auch bin ich kaum außer Haus unterwegs. Ein paar Ausflüge ließen sich aber nicht vermeiden, wie gestern zum Kinderarzt und am Sonntag zum Geburtstag meins Schwiegervaters. Die bösen Blicke stören mich aber schon lange nicht mehr und ich habe gelernt auf gute Ratschläge mit einem Lächeln und Nicken zu reagieren. Ich denke mir dann meinen Teil. Eine Woche habe ich rum. Eine Woche gilt es noch zu überleben. Und danach werden wir wieder eine schöne Stillzeit haben, die hoffentlich noch bis mindestens Ende des Jahres anhält. Durchhalten lohnt sich. Für mich und für tinyBro.