Die paar Mal, die ich ohne einen der beiden Jungs unterwegs war, kann ich an einer Hand abzählen (wenn ich mal das wöchentliche Balletttrainig außen vor lasse, aber das ist abends und zählt so nicht).
Demnach ist es recht eigenartig, allein im Auto oder der Staßenbahn zu sein.
Ich kann mich noch an den ersten Ausflug mit bigBro in die Stadt erinnern. Der Kleine war zu dem Zeitpunkt ein paar Wochen alt und ich hatte unglaubliche Panik davor, mit der Straßenbahn zu fahren. BigBro war ein Schreibaby und den Kinderwagen hat er gehasst. Seine erste Straßenbahnfahrt hat er (und ich) überstanden. Geschrien wurde natürlich, aber es hielt sich in Grenzen. Nach dem Ausflug war ich ziemlich geschafft. In den folgenden Jahren sollte es viele Ausflüge mit der Bahn geben, und nicht nur ein böser Blick und unpassender Kommentar wenn mein Baby (später Kleinkind) in der Straßenbahn geweint oder auch mal laut geschrien hat. Man sollte meinen, mit der Zeit sei einem ein dickes Fell gewachsen. Ist es aber nicht. Ich war schon mehrmals kurz davor, auszusteigen und die nächste Bahn zu nehmen.
Allein unterwegs zu sein hat ja seine Vorteile. Kein weinendes Kind und Baby. Kein Gemecker wenn man länger als 5,8 Sekunden in einem Geschäft vertweilt.
Dran gewöhnen kann ich mich dennoch nicht.
Straßenbahnen gibt es in unserem Dorf ja nun nicht. Daher geht die Wahl meist aufs Auto als Transportmittel zurück.
So kam es, dass ich vor ein paar Tagen mal wieder allein mit dem Auto in die Stadt gefahren bin, während meine Mutter die (zur Abfahrtszeit) noch schlafenden Kinder gehütet hat.
Nach ein paar Kilometer merkt man, dass man ständig nach hinten guck, ob es den Kindern gut geht. Keine Kinder da – Schock…ach ne, die sind zu Hause.
Auf dem Weg komme ich an ein paar Baustellen vorbei und ich will gerade ansetzen bigBro auf die Bagger aufmerksam zu machen, als ich feststelle…keine Kinder im Auto – Schock…ach ne, die sind zu Hause.
So geht es weiter wenn ich an Müllfahrzeugen vorbeikomme und Kränen.
Auch sagt mir keiner wo ich langfahren muss und wo es zum Parkhaus geht. Ich fühle mich komisch und einsam. Aber auch mal entspannt, nicht ständig irgendwas kommentieren und zum 102023x „Ja, da steht ein Bagger“ sagen zu müssen.
Noch schlimmer wird dieses allein-ohne-Kind-Phänomen allerdings in der Stadt selbst. Ständig habe ich das Gefühl irgendwas vergessen zu haben. Meine Einkäufe muss ich selbst tragen und vermisse den Kinderwagen.
Gucke ich mich in einem Geschäft durch ein paar Regale, suche ich danach erstmal hektisch den Kinderwagen. Keine Kinder da – Schock…ach ne, die sind zu Hause.
Sobald ich ein Kaufhaus betrete, suche ich als Erstes nach deinem Aufzug um dann zu merken, dass ich ja die Rolltreppe benutzen kann und meine Zeit nicht mit Warten auf den Lift verplempen muss. Welche Wohltat.
und so sehr ich es auch mal genieße, mich in Ruhe umzugucken, ohne ein Kind in der Manduca und eins im Kinderwagen ein Kleidungsstück anprobieren zu können (was sich als äußerst schwierig darstellt, ich es aber mitlerweile perfektioniert habe) und keine Bösen Blicke ernten zu müssen von Leuten die nicht verstehen, dass es einem Baby in einem Tragesack gut gefällt, so sehr vermisse ich nach einer Zeit auch meine beiden Chaoten.
Besser geht es mir nur, nachdem ich zwei Bücher und Leckerein vom Bäcker für die beiden gekauft habe und auf dem Weg nach Hause bin.
Allein – ohne Kinder und ich bekomme diesmal keinen Schock, weil ich weiß, dass die beiden zu Hause auf mich warten.
Thumbs up for wöchentliches Balletttraining! :)
Wie wahr:-) Man fühlt sich irgendwie amputiert:-)
Steffi, dein Blog ist einfach klasse!
LG von der BM Jenny