Da wohnt man 31 Jahr in der Großstadt und schwups, ist man Dorfbewohner. Richtig gewöhnt habe ich mich daran noch nicht. Aber es wird langsam. Manche Sachen vermisse ich, manch gar nicht. So hat mich in der Quadratestadt immer sehr genervt, dass eigentlich an jeder Ampel, wo man mit dem Auto langfährt, rot ist. Wer sich das überlegt hat, möchte ich mal gerne wissen. Rot, rot, rot. Hat einen schier in den Wahnsinn getrieben mit dem Auto durch die Stadt zu fahren. So gibt es hier im Dorf keine einzige Ampel!!! Immer schön Vorfahrtsstraße oder halt rechts-vor-links. Ja, so lässt es sich leben. Einfach mal fahren, ohne alle 2 Minuten anhalten zu müssen.
Ein paar Straßen weiter gibt es noch einen richtigen Bäcker. Also nicht diese Ketten, sondern eine Backstube. Der hat, für mich als Städter SEHR gewöhnungsbedüftig, auch nur bis 13 Uhr auf. Kann man sich ja drauf einstellen. Das man auf dem Dorf ist, merkt man dann auch daran, dass der bigBro beim ersten Einkauf bei besagtem Bäcker eine Brezel geschenkt bekommen hat. Habe ich in der Stadt noch nie erlebt. Fein, da gehen wir öfter hin. Zumal die Brötchen und das Brot da einfach besser schmecken. Sonntags hat der sogar auf! Kann man hier nicht von allen Bäckern behaupten.
In der Stadt lebt man ja recht anonym so neben einander her. Das ist auf dem Dorf auch anders, wie ich erfahren durfte. So wird man auf der Straße von wildfremden Omas angesprochen und in ein Gespäch verwickelt, aus dem man einfach nicht mehr rauskommt und in 10 Minuten die ganze Lebensgeschichte von der alten Dame kennt. Es ist anscheinend auch nicht seltsam, dass man von ebenso wildfremden Opas ein Schälchen Erdbeeren geschenkt bekommt plus ebenfalls die gesammte Lebensgeschichte plus die „Drohung“ bald mal bei uns zu Hause vorbei zu schauen. Für mich ist das alles noch sehr befremdlich, habe ich doch 31 Jahre so schön anonym in verschiedenen Städten gewohnt.
Mitte August gibt es dann das erste Straßenfst im Neubaugebiet. Praktisch, dass der Platz wo gefeiert wird direkt neben unserem Haus ist. So können wir abends noch mit dem Babyphone mit dabei sitzen und ein Bierchen trinken (also der Herr ein Bier und die Stillende ein Wasser) während die Kinder im Haus schlafen. So der Plan… (Pläne sind ja bekanntlich unnötig wenn man Kinder hat).
Manche Sachen schocken mich hier aber auch…so waren wir gestern in der 2. von drei Eisdielen im Dorf ein Eis essen. Wollten ja alle drei ausprobieren um dann die Plätze 1 bis 3 zu verteilen. Was sich allerdings als schwierig herausstellt, weil ich Eisdiele 1 am besten finde und der Herr Kuchenduft Eisdiele 2. Bleibt noch die Hoffnung bei Eisdiele 3.
Auf jeden Fall ahbe ich mir dort ein kleines Spaghettieis genehmigt. Bei der Rechnung hat mich schier der Schlag getroffen. 5,10€!!! Für ein kleines Spaghettieis mit etwa 2 Kugeln. Und das nur, weil ich Pistazieneis und -sauce genommen habe. In der Vanilleeis Version hätte das ganze 3,50€ gekostet. Der Wahnsinn. Teuerste Eis meines Lebens (naja, nicht ganz. In Florence haben meine Freundin Dani und ich das teuerste Eis der Galaxis gegessen; aber das ist eine andere Geschichte). Fazit…lecker Eis, Preise auch okay aber – unter allen Umständen – niemals Pistazieneis nehmen!!!!
So sind wir also weiterhin gespannt, was das Dorfleben zu bieten hat und was uns an der Stadt feheln wird…
Hehe jetzt mußte ich die ganze Zeit beim Lesen schmunzeln und hab nur gedacht: Joa genauso ist es bei uns auch! Bin ja ein Dorfkind ;). Glücklicherweise mit ein paar Städtchen im Umkreis von 10km und einer großen Stadt im Umkreis von 20km!
Bin mal gespannt, wie es dann im „neuen“ Dorf ist, wenn wir umgezogen sind ;)
Liebe Grüße und weiterhin interessante Erfahrungen (und vorallem leckere Erdbeeren ;))
liebe steffi, ein toller beitrag. ich bin hier ja auch nach fast 10 jahren wieder auf dem dorf gelandet, allerdings im heimatdorf, da wusst ich zumindest was mich erwartet. trotzdem bin ich manchmal auch ganz verwundert ;)
pistazieneis würd ich hier übrigens verzweifelt suchen. kann ja schon froh sein, dass wir hier neuerdings 1 eisdiele haben!
lg, ina
Ich LIEBE das Dorfleben – gerade mit Kindern! Und als „Spießer“ ja eh… ;)
Schon praktisch, wenn Schnuppi Hunger hat, mal eben zum Edeka: beim Bäcker gibts nen kleines Brötchen geschenkt, an der Käsetheke ne Scheibe Käse und an der Wursttheke auch noch ne Scheibe Wurst… So muss das im Paradies gewesen sein ;)